Sakralbauten bis zum Abwasserkanal – Gemeinschaftswerke in den aufblühenden Städten Europas im späten Mittelalter
Von Eric Mozanowski, Autor Fachwerk „Investieren in Denkmale“
Im Rahmen einer Weiterbildungsveranstaltung führte Eric Mozanowski in den Räumen der Rechtsanwälte Dr. Schulte und Partner (Berlin) in das Thema ein: „Das 12. und 13. Jahrhundert waren von einem starken Wachstum der Bevölkerung, der Wirtschaft und des Handelns geprägt. Doch im 14. Jahrhundert wütete die Pest in Europa, Machtkämpfe in den Städten brachten die wirtschaftliche Strebsamkeit und das Wachstum zu erliegen; in Frankreich entbrannte der Hundertjährige Krieg. In diesen schweren Zeiten leisteten die Mönche der Bettelorden (Franziskaner, Dominikaner) kreative Arbeit in den Städten und übten großen Einfluss auf die Volksfrömmigkeit aus. Dies war der Beginn für neue Stadtentwicklungen. Im weiteren Seminarbeitrag wies Eric Mozanowski auf die Entstehungsgeschichte der Bauten in den verschiedenen Zeitepochen hin und erläutert die erfolgreiche Umsetzung von Sanierungen und Denkmalpflege an Hand des Regensburger Doms.
Gotik – Die Überwindung des Diesseits
Eric Mozanowski: „Da die Stadt eine perfekte Gemeinde darstellte, empfanden die Könige es als ihre Pflicht, Städte zu gründen und damit die Menschen zu Gott zu führen, so könnte man es formulieren“. Heute noch erkennen wir an der Silhouette mittelalterlicher Städte den Gegensatz zwischen weltlicher und religiöser Macht: Die Kathedrale, der Bischofssitz, die Pfalz oder die Residenz des Königs, das Rathaus, die Arkaden und die Häuser der Zünfte und Kaufmannsvereinigungen überragten die niedrige Wohnbebauung. Dabei stritten Rathaus und Kirche häufig um den höchsten Turm.
Der Regensburger Dom
Der Regensburger Dom verkörpert in seiner aufwendigen Gestaltung und mit der zweitürmigen Westfassade den Inbegriff einer gotischen Kathedrale. Der monumentale Bau weist immense Maße auf: Gesamtlänge des Doms 85,4 m, Breite 34,8 m, Höhe des Mittelschiffs 31,85 m, Höhe der Türme 105 m. Wie sehr der Dom im Mittelalter die Stadt dominierte, vermag man sich heute kaum vorzustellen. Allein der mehrere Meter hohe Sockel, auf dem das Gotteshaus steht, war schon halb so hoch wie ein durchschnittliches Haus: Es war, als würde der riesige Bau über der Stadt schweben.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde mit dem Ausbau der Türme begonnen. Damals war der mittelalterliche Sandstein noch weitgehend gesund. Die Witterung hatte über 300 Jahre hinweg nur wenig Spuren hinterlassen, und nichts deutete darauf hin, dass Sandstein eine zu weiche Konsistenz haben könnte um die Jahrhunderts zu überstehen. Noch im 19. Jahrhundert setzte man auf Sandstein – was sich kurz darauf als fatal herausstellte: Der relativ weiche Sandstein hatte den Luftschadstoffen, die die fortschreitende Industrialisierung mit sich brachte, wenig entgegenzusetzen. An manchen Stellen wird dies besonders deutlich: Dort tritt der Sandstein gegenüber dem Kalkstein um mehrere Zentimeter zurück. Er ist flächig verwittert.
Schon 1876 beginnen größere Restaurierungsarbeiten am Dom. Die Baugerüste am Dom prägen seitdem seine äußere Erscheinung.
Für die schon bald nach Errichtung geschaffene Dombauhütte waren die Auseinandersetzungen mit dem Zerstörungsprozess des Sandsteins eine ständige Herausforderung in den letzten Jahrzehnten.
Viele Versuche der Konservierung u.a. mit gebleichtem Leinöl wurden seit den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts vorgenommen. Alle Versuche erwiesen sich als wirkungslos. Befürchtungen, dass die Maßnahmen die Verwitterung nur beschleunigen könnten, haben sich nach heutigen Kenntnissen leider weitgehend bestätigt. Die Verwitterung hat zu weiteren gravierenden Schäden geführt.
Verwitterung und Verfall
Die Dombauhütte in Regensburg ficht einen Kampf gegen Windmühlen: Eine Sysiphos Arbeit den Dom vor dem Einsturz zu bewahren. Eric Mozanowski weist darauf hin, dass sich dennoch die Arbeit für die Erhaltung lohnt. „Denn die Schönheit und Eleganz, die der Dom nach all den Jahren noch ausstrahlt ist zeitlos und beinahe naturgewaltig. Ob man ihn von Norden her anschaut, wo er wie ein Kristall aus der Altstadt herauswächst, oder von Westen betrachtet, wo mit seiner reich verzierten Fassade prunkt, von Süden, wo das beeindruckende Langhauses sichtbar wird, oder von Osten, wo der elegante Chor und das steil aufragende Querhaus von den beeindruckenden Türmen gekrönt werden: Immer strahlt der Regensburger Dom Eleganz aus.“
Weniger liebevoll, aber dennoch wichtig sind die profanen Gemeinschaftsbauten, auch wenn z.B. Abwasserkanäle im Boden verschwinden, ist deren Funktionalität wichtig. Im Grunde hat neben den Adelsbauten erst der erstarkte bürgerliche Staat; z.B. das Deutsche Reich ab 1871 verstärkt seine staatliche Macht gezeigt. Der Historismus begann und damit die Prachtbauten, Justizgebäude, gar Zuchtanstalten wurden prachtvoll geplant und gestaltet, als wären es Gotteshäuser.
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Dr. Thomas Schulte
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